Fachanwälte sind bei Mandanten wegen ihrer umfangreichen Expertise gefragt und erzielen demzufolge höhere Umsätze – der folgende Artikel soll darüber informieren, welche Voraussetzungen nötig sind, um Fachanwalt im Strafrecht zu werden. Darüber hinaus ist er als Entscheidungshilfe dafür gedacht, ob sich der Aufwand für einen Fachanwaltslehrgang im Strafrecht für Sie lohnt.

Fachanwaltslehrgang Strafrecht – Gehen Sie direkt in das Gefängnis…

Die Voraussetzungen für den Erwerb eines Fachanwaltstitels Strafrecht

Grundlegende Voraussetzung ist zunächst eine mindestens dreijährige Zulassung und Tätigkeit als Anwalt innerhalb der letzten sechs Jahre vor der Antragstellung. Verliehen wird der Titel anschließend von den regionalen Rechtsanwaltskammern. Damit Sie einen Fachanwaltstitel Strafrecht erwerben können, müssen besondere theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen nachgewiesen werden.

Die besonderen Kenntnisse gehen dabei weit über die allgemeinen hinaus, die sowohl während des Studiums als auch während einer Tätigkeit als Anwalt erworben werden. Vorausgesetzt wird von den Antragstellern zusätzlich, dass sie um die verfassungs-, europa- und menschenrechtlichen Zusammenhänge mit ihrem Fachgebiet Bescheid wissen. Diese zählen, neben den fachspezifischen, ebenso zu den verpflichtenden Lehrinhalten eines Fachanwaltslehrgangs im Strafrecht.

Einen Nachweis über die besonderen theoretischen Kenntnisse erlangen Anwärter über einen Fachanwaltslehrgang Strafrecht, der zumindest 120 Zeitstunden umfasst. Nicht eingerechnet ist dabei die Zeit, die für die Bearbeitung von Fällen aufgewendet wird. Insgesamt sind mindestens drei schriftliche Klausuren vorgesehen, die der Leistungskontrolle dienen. Jede Einzelne muss dabei mindestens eine Stunde dauern, darf jedoch eine Zeitspanne von fünf Stunden nicht überschreiten. In Summe müssen schriftliche Kontrollen im Gesamtausmaß von 15 Stunden absolviert werden.

Die Anzahl der Anbieter von Fachanwaltslehrgängen im Strafrecht ist groß, ebenso die Art in der die Lehrgänge das Wissen vermitteln (Online, Vor-Ort-Seminar im Block oder über Wochenenden verteilt). Die Angebote der gängigen Anbieter können Sie hier vergleichen und buchen:

Für den Nachweis der besonderen praktischen Erfahrung ist eine Bearbeitung von 60 Fällen nötig, wobei davon mindestens 40 Hauptverhandlungstage vor einem Schöffengericht bzw. einer übergeordneten Distanz stattfinden müssen.

Was ist der Inhalt eines Fachanwaltslehrgangs im Strafrecht?

Im Fachanwaltslehrgang Strafrecht lernen die Anwärter insbesondere in den vorliegenden Bereichen vertiefendes Wissen:

  • Methodik und Recht der Strafverteidigung sowie Grundzüge der maßgeblichen Hilfswisssenschaften
  • Materielles Strafrecht einschließlich Steuer- und Wirtschaftsstrafrecht, Verkehrs-, Betäubungsmittel- und Jugendstrafrecht
  • Strafverfolgung, Vollstreckung und Vollzug. Wiederum inklusive Jugendstrafrechtsnormen und auch Besonderheiten von Ordnungswidrigkeitsverfahren

Maßgebliche Hilfswissenschaften sind dabei etwa Kriminalistik und Forensik sowie auch Gerichtspsychiatrie und Rechtsmedizin. Ebenfalls Bestandteil von einem Seminar für Fachanwalt Strafrecht ist das Üben besonderer Verhandlungssituationen, denn diese unterscheiden sich im Strafrecht doch grundlegend von anderen Fachgebieten.

Zugelassen sind jedoch auch andere Nachweise wie etwa Zeugnisse oder Bescheinigungen über die Teilnahme an einem Seminar für Fachanwalt Strafrecht. Andere geeignete Unterlagen sind ebenfalls möglich, wenn sie dem im Fachanwaltslehrgang Strafrecht vermittelten Wissen entsprechen.

Welche Tätigkeitsfelder ergeben sich für Fachanwälte im Strafrecht?

Fachanwälte für Strafrecht können sowohl als Strafverteidiger als auch als Pflichtverteidiger tätig sein. Ihre primäre Aufgabe ist es, realistisch die Rechtsfolgen für ihre Mandanten abzuschätzen und daraus eine geeignete Strategie zu entwickeln. Dies gilt umso mehr, je auswegloser eine Situation ist oder je höher das vorgesehene Strafmaß.

  • Klassische Verteidigung von Strafrechtsdelikten: Vom Diebstahl über Betrug bis hin zu Mord. Im allgemeinen Strafrecht bieten sich die verschiedensten Möglichkeiten, sich als Fachanwalt einen Namen zu machen.
  • Medienstrafrecht: bei spektakulären Fällen gilt es, nicht nur den Täter optimal zu verteidigen, sondern auch seine Rechte gegenüber Medien, die oftmals die Grenze des Erlaubten überschreiten. Gleiches gilt an dieser Stelle auch für Medien, die für Veröffentlichungen haftbar gemacht werden können.
  • Arzt- und Medizinstrafrecht: Angesichts der steigenden Anforderungen an Ärzte, stieg in den letzten Jahren die Anzahl von Kunstfehlern. Hier besteht ebenfalls die Möglichkeit, entweder Opfer von solchen im Rahmen von Nebenklagen zu verteidigen als auch Ärzte, denen ein solcher vorgeworfen wird.
  • Wirtschaftsstrafrecht: Eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet zudem das Wirtschaftsstrafrecht, das aufgrund seiner Komplexität als die bestbezahlte Spezialisierung innerhalb des Strafrechts gilt. Einer der Gründe dafür liegt wohl darin, dass Mandanten fast ausschließlich aus dem Kreis der Konzerne stammen und es um sehr viel Geld geht.
  • Steuerstrafrecht: Neben der klassischen Verteidigung steht hier oft eine „Schadensbegrenzung“ im Vordergrund. Im Steuerstrafrecht kann die Strategie eventuell in Richtung Selbstanzeige gehen. Das Ziel liegt hier in der Milderung einer Strafe, die höchstwahrscheinlich ausgesprochen werden wird.
  •  Kartellrecht: Früher weit entfernt vom Strafrecht, ergaben sich durch diverse Gesetzesänderungen durchaus Berührungspunkte. Einer der bedeutendsten stellt das Rechtsmittel an den Kartellsenat dar, das der strafrechtlichen Revision ähnlich ist, weshalb eine Zusammenarbeit mit einem Fachanwalt für Strafrecht durchaus ratsam ist.
  •  Umweltstrafrecht: Die als Erziehungsmaßnahme des Gesetzgebers gedachte Reinhaltung der Natur betrifft in erster Linie Firmen. Auch hier ergibt sich ein Tätigkeitsfeld für spezialisierte Fachanwälte im Strafrecht.
  •  Bank- und Kapitalmarktstrafrecht: Bereits vor der Finanzkrise sahen sich Bankvorstände immer wieder mit Anschuldigungen konfrontiert, ob sie wider Treu und Glauben gehandelt hätten. Im Zuge der Krise kam es zu umfangreichen Ermittlungsverfahren, bei denen verschiedene Strafrechtsbereiche ineinander übergreifen. Einen weiteren Faktor stellt die Europäisierung dar, die seit 2008 zunehmend Einzug hält.
  • Strafrechtliche Produkthaftung: Gesundheitsschäden durch fehlerhafte Produkte oder mangelnde Aufklärung durch die Hersteller. An sich fallen solche Fälle unter die „normalen“ Körperverletzungsdelikte. Interessant und überaus komplex wird dieses Gebiet jedoch, wenn Ursache und Kausalitätszusammenhang in Frage stehen.

Lohnt es sich finanziell einen Fachanwaltstitel Strafrecht zu erwerben?

Die Honorarumsätze für Fachanwälte allgemein betragen rund das Doppelte von jenen Anwälten, die ohne Spezialisierung arbeiten. Signifikant ist auch der Umstand, dass die Honorare in den letzten 20 Jahren stetig gewachsen sind. Lediglich in den Jahren der Finanzkrise sanken sie leicht. Bei den Anwälten ohne Spezialisierung stagniert hingegen das Einkommen und fiel zwischenzeitig sogar auf das Niveau von 2001 zurück (Quelle: Institut für Freie Berufe: STAR-Untersuchung, Stand: Januar 2017).

Am 01.01.2019 waren in Deutschland 3.643 Fachanwälte für Strafrecht zugelassen (Quelle: Fachanwaltsstatistik der Bundesrechtsanwaltskammer vom 01.01.2019). Der Fachanwaltstitel im Strafrecht war damit die fünfthäufigste Fachanwaltschaft.

Dem stehen 4,9 Millionen im Jahr 2018 von den Staatsanwaltschaften bearbeitete Ermittlungsverfahren und 671 154 neue Gerichtsverfahren vor den Strafgerichten erster Instanz und 55.061 Verfahren in zweiter Instanz im Jahr 2017 gegenüber (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Man sieht also, dass trotz der relativen Häufigkeit des Fachanwaltstitels im Strafrecht genügend potentielle Mandate vorhanden sind, um die Tätigkeit als Fachanwalt im Strafrecht lukrativ zu gestalten. Dies gilt insbesondere, wenn es gelingt durch einen hohen Grad an Spezialisierung abweichend von der gesetzlichen Vergütung nach dem RVG einen hohen Stundensatz am Markt durchzusetzen.

Gesetzlich vorgeschriebene Fortbildung nach § 15 FAO Strafrecht

Kalenderjährlich haben Fachanwälte zu belegen, dass sie Fortbildungen im Ausmaß von mindestens 15 Stunden absolviert haben. Diese können entweder in Form von wissenschaftlichen Publikationen erfolgen oder mittels fachspezifischer Aus- oder Fortbildung. Bei einer Fachanwaltsfortbildung Strafrecht zählen dabei sowohl die Teilnahme als Hörer wie auch diejenige als Dozent. Erfolgt die Fortbildung im Rahmen einer dozierenden Tätigkeit, ist eine Vorbereitung ebenfalls in angemessenem Rahmen zu berücksichtigen und kann dem erforderlichen Ausmaß angerechnet werden.

Ein Seminar für Fachanwalt Strafrecht muss, damit es als Fortbildung nach § 15 FAO Strafrecht gilt, entweder anwaltliche oder interdisziplinäre Schwerpunkte zum Inhalt haben.

Ein Selbststudium ist bei der Fortbildung im Rahmen des § 15 FAO Strafrecht ebenfalls möglich. Dieses darf jedoch höchstens im Ausmaß von fünf Stunden erfolgen und es muss eine Lernerfolgskontrolle gewährleistet sein.

Dass die verpflichtende Fortbildung absolviert wurde, ist der Rechtsanwaltskammer jährlich unaufgefordert nachzuweisen.

Auf unserem Portal, rechtsanwalt-fortbildung.net, können Sie die Angebote der gängigen Anbieter vergleichen und buchen. Außerdem nehmen wir Ihnen den größten Teil der Verwaltung Ihrer Fachanwaltsfortbildungen ab.

Fazit

Ein Fachanwaltslehrgang im Strafrecht und der Erwerb des Titels ist nicht nur finanziell von Vorteil, sondern auch spannend aufgrund der Komplexität, die wiederum hohe Stundensätze rechtfertigt.

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